Ostergrüsse vom Mittelalterspektakel auf der Ordensburg Liebstedt
Am Osterwochenende war es wieder soweit… Ritter, Racker und Rostbratwurst gab es auf der Ordensburg in Liebstedt im Weimarer Land beim sündenfreien mittelalterlichen Osterspektakel. Der Eintrittspreis war mit 9 € für einen doch eher gemütlichen Markt recht teuer, doch konnte man in Gewandung darauf hoffen, nur 5€ zu bezahlen.
Auch am Ostermontag herrschte am Nachmittag ein Gedränge auf dem äußeren Platz der Burg, das erste Ritterturnier des Tages war in vollem Gange. Im Anschluss daran zeigten die Musiker der Gruppe Scherbelhaufen ihr Können. Mit Laute, Sackpfeife, Trommeln und Flöte zogen sie das Publikum völlig in ihren Bann. Kinder johlten, die Eltern tanzten und klatschten und über den Platz zog der Geruch von Knoblauchbrot.
Die Preise auf Mittelaltermärkten sind ja nie besonders günstig, und auch hier zahlte man für ein Knoblauchbrot mit Kräutersoße und beliebigem Belag 3,50€. Das Honigbier war mit 4€ für 0,4L auch kein Schnäppchen und dazu kam natürlich der übliche Becherpfand von 5€ – wohl dem, der ein Trinkhorn sein eigen nennt, das kann man bequem am Gürtel tragen und Pfand zahlt man auch nicht mehr.
Natürlich gab es nicht nur Fressbuden und Tavernenstände, für die kleinen Gäste gab es allerlei zu bestaunen – und für die Eltern eine Menge auszugeben. Vom Holzschwert, über Bogen und Kinderarmbrust, Papphelm und Haarkranz für die kleinen Prinzesschen wurde alles geboten was das Kinderherz begehrt und das Geld der Eltern notgedrungen hergibt. Weiterhin boten Kerzenzieher, Bildhauer, Portraitmaler und Schnitzkünstler ihre Werke feil. Für die großen Kinder gab es dann auch echte Schwerter zu stolzen Preisen, reich verziert aber kaum authentisch. Und für die holde Weiblichkeit etwas, das immer funktioniert. Schmuck und Kinkerlitzchen wohin das Auge reichte.
Nach dem Auftritt von Scherbelhaufen zeigte in der Kernburg ein Gaukler seine Tricks. Er jonglierte mit Kugeln, Keulen und zum Schluss und zur Begeisterung aller Anwesenden natürlich auch mit Feuer.
Es wurde viel gelacht, vor allem über die meist alles andere als jugendfreien Zoten und Sprüche des Gauklers. Nicht nur, dass er ab und an das ein oder andere Kind auf die Schippe nahm, für die Eltern hielt er eine Jonglage mit 7 Bällen bereit und dabei wirbelten nur fünf in seinen Händen umher, während er auf und ab hüpfte, Den Rest möge man sich denken. Das Programm war straff geplant, denn kurz nach dem Auftritt des Gauklers trat schon das Duo Pampatut im äußeren Burgbereich auf. Auch hier wieder Musik und Gescherze, eine viertel Stunde lang Gelächter und frohe Gesichter.
Danach kam das zweite Turnier. Kinder drängten sich an die Abgrenzung aus Strick und Stahl und warteten auf die Ritter. Nacheinander verkündete der Herold die Teilnehmer des Turnieres. Diese hatten natürlich alle unterschiedliche Rollen: Der strahlende Held, der Schurke, ein exotischer Fremder und – ein Trunkenbold, der sich prompt erstmal falsch herum auf sein Pferd setzte, was sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Schmunzeln brachte. Natürlich noch mit der Weinpulle in der Hand… Dann sollte es losgehen.
Die Reiter traten auf ihren Rössern nacheinander in den Disziplinen Saustechen, Ringstechen, Feind enthaupten und gegen den „eisernen Roland“ an und konnten in diesen Wettbewerben Punkte, die so genannten Oculi erreichen. Beim Saustechen ist es Ziel, im Ritt mit dem Speer auf einen Keiler aus Holz zu zielen und diesen im vollen Galopp umzuwerfen.
Das Ringstechen wird mancher schon gesehen haben, an einem Drahtgestell hängt ein Ring, den der Reiter mit seiner Lanze aufnehmen muss. Anschließend wurden auf den drei Barrierepfosten in der Mitte des Turnierplatzes Holzklötze gestellt und auf diese dann stilisiere Holzhelme. Hier war es Ziel, den Holzklotz wegzuschlagen, ohne dass der Helm zu Boden fällt. Der eiserne Roland ist dann eine drehbare Ritterfigur mit Schild und einem Schweren Sack in der anderen Hand, die der Ritter mit der Lanze durch Anstoßen des Schildes zu drehen hat, ohne vom Sandsack getroffen zu werden. Je mehr Drehungen, desto mehr Oculi.
Natürlich ging der Held als Sieger hervor, was der Schurke nicht auf sich sitzen lassen wollte – er forderte den „Horst“. Was er damit meinte, war der Tjost, bei dem es darum geht, den gegnerischen Reiter mit der Lanze aus dem Sattel zu heben. Einige Minuten und diverse gebrochene Lanzen später wurde der Trunkenbold wieder zur Taverne geschickt und der strahlende Held präsentierte sich tatsächlich als Sieger. Zum Schluss galoppierten alle Ritter mit ihren Rössern über einen Streifen aus brennendem Stroh – Kinderaugen glänzten, Erwachsene jubelten und beim anschließenden Tavernenspiel fand die Veranstaltung ihr Ende.
Bleibt zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr wieder heißt „Jubilate, jubilate! Die Ritter sind in Liebstedt!“ Viele Ostergrüsse Trini
April 14th, 2010 at 07:57
Hallo,
vielen Dank für die Marktkritik, deren Lektüre uns viel Freude bereitet hat.
Gern geben wir Dir bei einer unserer nächsten Veranstaltungen zwei Freikarten, sozusagen als Dank und Anerkennung.
Nebenbei: hättest Du Lust, Dich mal als Autorin zu versuchen? Also einen Text für eine Veranstaltungsankündigung zu schreiben? Zum Beispiel für das Fest auf Burg Ranis im Mai? Oder auf Burg Greifenstein im Herbst?
Melde Dich mal. Die Adresse hast Du ja.
Beste Grüße
Henri Bibow
September 1st, 2010 at 09:23
Hallo,
habe deinen Bericht hier gerade gelesen… und muss dir voll und ganz zustimmen! So ein Spektakel ist immer etwas besonderes.
Allerdings sind mir die Menschenmassen dort meist zu viel des Guten. Deshalb gehe ich sehr selten zu solchen Mittelaltermärkten.
Birgit